Historischer Vortrag von Karl Mair zum Thema: Schloss Rosenheim

23.03.2012

Das „vergessene“ Schloss Rosenheim

Ehemals Verwaltungs- und Gerichtssitz in der hiesigen Region

„Dort, wo der grüne Inn die Vorberge verlässt und hinaustritt in die bayerische Hochebene, wo sich links die Mangfall und rechts die Sims ihm zugesellen“, (Ausspruch von Chronist Konrad Kießling) da stand einst auf einer vorspringenden Höhe das Schloss Rosenheim, welches als herzogliches Pflegeschloss der Wittelsbacher und oft als „Paß ins Tyrol“ bezeichnet, die Innbrücke, die Schifffahrt auf dem Inn und den Verkehr auf der Salzstraße bewachte.

Heimatpfleger Karl Mair, der auf Wunsch des Bayernbundes, Kreisverbandes Rosenheim, in einer beeindruckenden Power-Point-Präsentation die über 800-jährige Geschichte des „Schlosses“ — zuerst als Burg (castrum) und dann als ehemaligen Verwaltungs- und Gerichtssitz in der hiesigen Region — Revue passieren ließ, sprach zu recht vom „vergessenen Schloss“, denn bis auf einen Gedenkstein erinnert heute nichts mehr an den bedeutsamen Gebäudekomplex, dessen letzte Mauerreste in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts von den umliegenden Bauern und Häuslern abgetragen wurden.

Die erste Erwähnung als „castrum“ geht aus einer vom Wasserburger Grafen Konrad ausgestellten Schenkungsurkunde aus dem Jahre 1234 an das Kloster Rott hervor. Um die gleiche Zeit finden sich auch erste Erwähnungen des Ortsnamen „Rosenheim“ wieder. Historiker und auch Heimatpfleger Mair vermuten, dass die Burg von Anfang an mit einer auf dem gegenüberliegenden Innufer bestehenden Siedlung namens Rosenheim verbunden war und was durch den Bau einer Brücke im Jahre 1272 unterhalb der Burg belegbar erscheint.

Das Schicksal der Burg ist eng mit der Geschichte des Hauses Wittelsbach einschließlich der bayerischen, spanischen und österreichischen Erbfolgekriege verbunden. So gehörte die Burg einmal zu Niederbayern, ein andermal zu Oberbayern. Erst nach dem Ende des Landshuter Erfolgekriegs 1506 und Aufhebung der Dreiteilung Bayerns erfolgte der spätgotische Umbau zum Burgschloss.

Die Wittelsbacher Herzöge erweiterten geschickt ihren Herrschaftsanspruch, nachdem sie sich schon zuvor Territorien der ausgestorbenen Falkensteiner und Wasserburger Grafen einverleibt hatten.

Als Zeichen ihres Machtanspruches setzen sie auf dem Burgschloss einen „Pfleger“ ein, dem die Verwaltung, sowie das Steuer-, Heeres-, Polizei- und Gerichtswesen (auch die Blutgerichtsbarkeit) oblag, während dem „Markt“ Rosenheim nur die „niedere Gerichtsbarkeit“ zustand. Diese Kompetenzzuordnung, so Referent Karl Mair, kann grob als Vorläufer des heutigen Landratsamtes einschließlich Amtsgericht gesehen werden. Bereits im Jahre 1392 stiftete der niederbayerische Herzog Friedrich ein Benefizium für die Schloßberger Burgkapelle St. Georg, um damit den Lebensunterhalt des dortigen Burgkaplans zu sichern.

Anhand zahlreicher Darstellungen und Ansichten aus verschiedenen Jahrhunderten skizzierte Mair die jeweils zeitgeschichtlichen baulichen Veränderungen des Rosenheimer Schlosses, zu dessen Einzugsbereich im Jahre 1552 rund 360 Dörfer, Weiler und Einöden sowie die Märkte Rosenheim und Neubeuern zählten. Das „Ende des Rosenheimer Schlosses“ kam im Österreichischen Erfolgekrieg, der als Folge der „Pragmatischen Sanktion“ halb Europa in ein Schlachtfeld verwandelte.

Das Rosenheimer Schloss wurde von den Truppen Maria Theresia´s beschossen, die Panduren brandschatzten den Markt Rosenheim und laut des im Jahre 1745 zu Füssen geschlossenen Friedensvertrag musste das Schloss Rosenheim geschliffen werden. Seit dieser Zeit verfielen die Mauerreste und dienten den Anwohnern als willkommener „Steinbruch“. Das einst so bedeutsame Schloss geriet in völlige Vergessenheit du nur einige ältere Zeichnungen und Kupferstiche lassen seine Existenz erahnen.

Referent Karl Mair hatte es wieder einmal hervorragend verstanden, seine Zuhörerschaft, die aus dem gesamten Landkreis gekommen war, im proppenvollen Antrettersaal in den „geschichtlichen Bann“ zu schlagen, so dass Christian Glas, stellvertretender Landesvorsitzender des Bayernbundes, nur noch ergänzen konnte: „Wer seine Heimat und sein Zuhause zu schätzen weis, muss wissen, wo deren Wurzeln sind.“

Bericht: Jürgen Engelhardt

Bilder: Karl Mair

Internet-Bearbeitung: Alfred Dickert