Mundart wieder hoffähig

25.02.2014

Mundart wird wieder hoffähig

Erfolgreiches Projekt des Bayernbundes, neue Lehrpläne lassen mehr Dialekt zu

Das Schul- und Kindergartenprojekt der Bayernbund Kreisverbände Rosenheim und Traunstein „Freude an der Mundart wecken und verstärken“ ist nach drei Jahren erfolgreich abgeschlossen worden. Die Ergebnisse werden im Sommer in Form eines Lesebuches veröffentlicht. Der größte Erfolg des Projektes ist wohl, dass Mundart im Erziehungs- und Bildungsplan für Kindergärten und in den Lehrplänen der Schulen mehr Freiraum erhält.

2010 gestartet, erhielt das Projekt mehrfach überregionale fachliche Würdigung. So findet es eine breite Darstellung in den neuen Handreichungen des Staatsinstituts für Schulqualität und Bildungsforschung und gab Anregungen zur Neufassung des Lehrplans für die Grundschulen, der im kommenden Jahr in Kraft treten wird.

Erkenntnisse aus dem Projekt sind unter anderem, dass Kinder und Jugendliche gerne Dialekt sprechen, wenn Eltern und Pädagogen der Mundart Wertschätzung entgegenbringen. Die im Erziehungs- und Bildungsplan für die Kindergärten und in den Lehrplänen vorhandenen Hinweise, Möglichkeiten und Freiräume bilden einen guten Rahmen für die praktische pädagogische Arbeit. Nahezu in allen Fächern sind mundartliche Aktivitäten möglich, insbesondere in Deutsch, Liedern in Mundart in Musik oder aufgrund der sprachlichen Ableitungen in Fremdsprachen wie Französisch oder Latein.

Die Begründungen im Erziehungs- und Bildungsplan sowie in den Lehrplänen bilden für Pädagogen, aber auch für Kindergarten- und Schulleitungen eine wichtige rechtliche und fachliche Argumentationshilfe gegenüber Eltern, die einer Verwendung der Mundart skeptisch oder gar ablehnend gegenüber stehen.

Das unabdingbare Ziel des Unterrichts, die Hinführung zur Hochsprache, steht auch für die Macher des Projekts außer Frage. Aus ihrer Sicht schließt dies das Sprechen im Dialekt, also eine gewisse „Zweisprachigkeit“ nicht aus. Wissenschaftliche Studien belegen, dass Kinder, die in Hochsprache und Mundart aufwachsen, sich erheblich leichter beim Erlernen einer Fremdsprache tun.

Alle Erkenntnisse des Projekts „Freude an der Mundart wecken und verstärken“ werden derzeit ausgewertet und im Sommer im Rahmen einer großen Abschlussveranstaltung veröffentlicht. Der Abschlussbericht wird in Form eines interessanten Lesebuchs neben vielen didaktischen Anregungen auch fundierte Fachartikel und Kurzbeiträge von bekannten Persönlichkeiten aus dem Sport und dem öffentlichen Leben zur Mundart enthalten. Es wird an Kindergärten und Schulen in Altbayern, also Oberbayern, Niederbayern und der Oberpfalz, als Anregung verteilt werden. Rosenheims Landrat Josef Neiderhell, der das Projekt von Anfang an unterstützte, sagte zu, mit einer Spende auch die Drucklegung des Lesebuchs zu fördern.

Um das Projektziel, bei Kindern und Jugendlichen die Freude an der Mundart und eine grundlegende Wertschätzung für den heimatlichen Dialekt erreichen zu können, gelang es Projektleiter Ministerialdirigent a.D. Dr. Helmut Wittmann, Projektinitiator Kreisvorsitzender Christian Glas, Archivar Norbert Zehrer und den Mitgliedern der Lenkungsgruppe drei Kindergärten und 12 Schulen aller Bildungsstufen zu gewinnen. Mit zahlreichen Referenten, die sich als Ansprechpartner für Literatur, Musik, Brauchtum, Tanz und Bildende Künste zur Verfügung stellten, wurden die fachlichen Grundlagen erarbeitet.

Am Projekt beteiligten sich der Integrationskindergarten Frasdorf, die Kindergärten in Aschau und Hirnsberg sowie die Grundschulen Halfing, Söllhuben, Bernau und Seeon, die Grund- und Mittelschulen Obing, Chieming, Ruhpolding und Neubeuern, die Mittelschule Prien, die Johann-Rieder-Realschule Rosenheim, das Hertzhaimer Gymnasium Trostberg und das Gymnasium Landschulheim Schloss Ising.

Bild von li nach re:

Archivar und Schriftführer Norbert Zehrer, Projektinitiator und Bayernbundvors.Christian Glas, Landrat Josef Neiderhell, Projektleiter Dr. Helmut Wittmann, Schatzmeister Sepp Höfer (v.l.)

Foto:

Michael Fischer

Pressestelle Landratsamt Rosenheim

Text: Nobert Zehrer; Dr. Helmut Wittmann